Geschäftsidee


Die Auftragslage bei Zeichnerjobs war massiv eingebrochen, und ich überlegte, was ich zur weiteren Geldbeschaffung unternehmen sollte. Unser Haus lag zufälligerweise an der Route Sixty Six (nein, nicht an der Berühmten in Amerika, sondern an der Veloroute, die von Genf über Stäfa nach St. Gallen führt), was mich spontan auf eine Idee brachte…

Ich liebäugelte schon lange mit der Idee, ein Kaffeehaus zu eröffnen, und nun schien der Moment dafür gekommen. Ich stellte noch am gleichen Tag eine Tafel an die Strasse: „Conspiracy – das etwas andere Kaffeehaus“.

Die Idee war einfach, von nüchterner Eleganz und auch kühn. Jeder Gast, jede Gästin, würde mit dem Kaffee oder Tee zusammen eine Paintball-Gun erhalten. Sie wissen schon: die so Farbpatronen verschiessen und anstatt Blut einen Farbfleck auf dem Opfer hinterlassen. Wer von meinen Gästen einen vorbeiradelnden Velofahrer am Kopf traf, erhielt also einen Gratisnussgipfel, ein Wadenschuss brachte sogar einen Schinken-Käse-Toast ein.

Mein Kaffeehaus war bald sehr beliebt, vor allem unter älteren Menschen, die eine Herausforderung und sinnvolle Betätigung suchten und nicht einfach faul und tatenlos beim Kaffee herumsitzen und Däumchen drehen wollten. Die Rentnerinnen und Rentner waren aufgeregt und brachten sich hinter den Blumentöpfen in Stellung. Die Herren kramten während inaktiver Phasen des Wartens auf Radler ihre Kriegserinnerungen hervor und prahlten vor den Frauen damit, sodass es eine Freude war. Schnell sprach sich mein Kaffeehaus im Internet herum, und es reisten Leute von nah und fern an zum Blattschuss.

Viele Velofahrer machten schliesslich einen weiten Bogen um mein Kaffeehaus, dass ich gar nicht mehr allzu viele Nussgipfel spendieren musste. Es gab aber auch solche, die extra wegen dem Kick, eventuell getroffen werden zu können, extra vorbeifuhren.

Es ist eine verrückte Welt.

 

Conspiracy Route sixty six

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